29. Dezember 2016

Pädagogik


Lernen ist die Entdeckung, dass etwas möglich ist. (Fritz Perls)

 
Im Zentrum unseres Handelns steht die individuelle Begleitung der Kinder auf ihrem selbstbestimmten Lern- und Lebensweg entlang humanistischer Prinzipien. Unseren Schülerinnen und Schülern werden Werte vermittelt, die sie als Erwachsene befähigen werden, aufgeschlossen, selbstverantwortlich und solidarisch in unserer Gesellschaft zu handeln. Solidarisches Denken entsteht dabei aus dem Bewusstsein heraus, ein Teil einer Gemeinschaft zu sein. Das schließt ein, dass jede*r Schüler*in gleichberechtigt ist und somit auch gleich behandelt wird. Es gibt nur eine Gemeinschaft der Schüler*innen und keine Separation der Schüler*innen in verschiedene Gruppen. Inklusion aller Schüler*innen stellt eine Grundlage unseres Schulbetriebs dar. Eine weitere Grundlage für die Vermittlung dieser Werte ist die demokratische Form der Schule. Unsere demokratische Schule beteiligt ihre Schüler*innen an allen wichtigen Dingen des Schullebens, von der Gestaltung des Miteinanders bis zu Inhalten und Methoden des Unterrichts. Unsere Schüler*innen können und sollen eigenständig lernen und zudem Verantwortung für andere übernehmen können, ohne die Ziele der Gemeinschaft aus den Augen zu verlieren. Gemeinsam wird die Verantwortung für das Leben in der Schule übernommen.
 

LERNEN

Kindern stehen verschiedene Möglichkeiten Neues zu erlernen zur Verfügung. Die direktesten Erfahrungen bekommt das Kind durch Ausprobieren. Diese Erfahrungen kann es vollkommen allein machen und ist nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Eine weitere Möglichkeit, die ihm seit frühester Kindheit zur Verfügung steht, ist das Nachahmen einer Bezugsperson. Dies können die Eltern, aber auch andere vertraute Erwachsene sein. Auch hier geht die Initiative vom Kind aus. Es will etwas Neues erlernen und ahmt das Verhalten einer vertrauten Person nach. Diese nachgeahmten Verhaltensweisen können das Lesen eines Buchs oder aber auch die Gestaltung einer Skulptur sein. Die dritte dem Kind zugängliche Methode ist die Interaktion mit anderen Kindern. Hier werden zunächst die Qualitäten des sozialen Umgangs gestärkt, später auch Fähigkeiten anderer genau beobachtet und übernommen. All diesen Methoden ist gemein, dass es ohne Anschub von außen passiert. Das Kind entscheidet selbst, ob es schon bereit ist, Neues zu lernen (s. Abb).


Diesen Wunsch, Neues von sich aus zu lernen und zu erfahren, wollen wir erhalten und fördern. Unsere Pädagog*innen sehen sich als Assistent*innen für diese Schritte. Sie drängen sich nicht auf und fördern so den natürlichen Prozess der Suche nach Neuem.


LERNKONZEPT

Pädagogische Ausrichtung

Meine Schule Berlin orientiert sich in ihrer Ausrichtung an den pädagogischen Konzepten der Reformpädagog*innen (u.a. Freinet, Dewey, Montessori, Neill) sowie Studien zur Kindesentwicklung als auch den Konzepten der Freien Alternativschulen.

Dabei sind unsere Schwerpunkte:

  • Altersmischung
  • Selbstbestimmtes Lernen
  • Vermittlung von Fremdsprachen durch Immersionslernen von Anfang an
  • Demokratische Mitbestimmung und Mitgestaltung der Kinder
  • Arbeiten in kleinen Gruppen

Erfahrungen zeigen, dass das Lernen in kleinen Gruppen besonders effektiv ist. Das Konzept unserer Schule lässt zu, dass sich Kinder zu kleinen Gruppen zusammenfinden und zusammen ein Thema oder Projekt bearbeiten. Ein Mitglied unseres pädagogischen Teams steht jederzeit bereit, die Kinder dabei zu unterstützen.

Altersmischung

Alle Formen des Lernens werden durch die Vorteile der Altersmischung unterstützt. So ist es für die jüngeren Schüler*innen möglich, ihre neuen Erkenntnisse mit eine*r erfahrenen Schüler*in zu diskutieren und deren neuen Input in einer ihnen zugänglichen Form aufzunehmen. Für die älteren Schüler*innen ergibt sich die Möglichkeit, ihr Wissen zu erklären. Dies stellt auch eine der besten Möglichkeiten der Selbstkontrolle dar, denn: „Nur der kann wirklich erklären, der es selbst verstanden hat“. Dies führt dazu, dass die ältere Schüler*in Unklarheiten erkennt oder ein gesteigertes Selbstwertgefühl aus der Position der Lehrer*in bekommt, und dass ein lebendiger, dynamischer Prozess der Problembearbeitung erlernt wird, der für ein wissenschaftliches, analytisches Denken unerlässlich ist.

Kindzentriertes/selbstbestimmtes Lernen

Wie jeder höher entwickelte Organismus ist auch der Mensch mit Neugier ausgestattet. Diese Neugier dient als der natürliche Antrieb zur Erforschung der umgebenden Welt und kann von jedem dazu genutzt werden, weitere Erkenntnisse zu sammeln. Dieser natürliche Drang Neues zu erfassen und zu erkennen wird in der Philosophie immer wieder beschrieben und gilt als einer der Motoren, der zu neuer Erkenntnis führt. Die Schüler*innen müssen sozusagen ein inneres Feuer haben Neues zu erforschen („inflame with the study of learning“, John Milton, 1644).

Leider geht diese Neugier in der heutigen Zeit viel zu häufig verloren und führt zu einem indifferenten Umgang mit der umgebenden Welt. Weiterhin wird das Lernen nicht als etwas Positives erfahren, sondern mit einer lästigen Pflicht gleichgesetzt.

Neue Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie und der Kognitionswissenschaft zeigen, dass es große Unterschiede zwischen der Fähigkeit Informationen wiederzugeben und wirklichem Verständnis der Materie gibt. Die Fähigkeit Inhalte wiederzugeben ist dabei unabhängig vom Verständnis und kann durch Wiederholen des Stoffes und „Üben“ trainiert werden. Dagegen ist die Fähigkeit, bestimmte Sachverhalte zu verstehen, vom Entwicklungsstand des Kindes abhängig. Kinder, die eine bestimmte Entwicklungsphase noch nicht abgeschlossen haben, können demnach die daran gekoppelten Inhalte noch nicht verstehen. Sie verfallen im normalen Schulbetrieb in einen reinen Wiedergabemodus und versuchen die Aufgaben durch Auswendiglernen des Stoffes zu bewältigen. Wohingegen Kinder, die bereits die notwendigen entwicklungsspezifischen Schritte durchlaufen haben, den Unterrichtsstoff verstehen können und so diese Aufgaben leicht bewältigen können. Hier gelten ähnliche Beobachtungen wie bei der motorischen Entwicklung von Kindern. Jedes Kind folgt dabei seinem eigenen Zeitplan und es gibt nur grobe Zeiträume, in denen bestimmte Entwicklungsschritte erreicht werden. Die Erkenntnisse zur motorischen Entwicklung lassen sich in gleicher Weise auf die geistige Entwicklung übertragen. Kinder durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen und können entsprechend ihrer individuellen Entwicklung akademische Aufgaben lösen oder nicht. Die Entwicklung der verschiedenen Kompetenzen erfolgt dabei nicht gleichzeitig, sondern für jede Kompetenz zu einer anderen Zeit.

Spracherwerb

In den ersten Lebensjahren verinnerlicht ein Kind bis zu acht Worte pro Tag. Dies ist eine enorme Leistung und nur möglich, weil Kinder über eine angeborene Begabung zum Spracherwerb verfügen. Das Kind eignet sich die Sprache unbewusst an. Erleben und Verstehen gehen Hand in Hand. Gehörtes verbindet das Kind mit Erfahrungen, die es mit Personen, Gegenständen, Handlungen und Situationen macht. Es erlebt und lebt die Sprache.

Frühe Spracheinführung ist dann sinnvoll, wenn Kinder zeitlich ausreichend die Sprache erfahren können und wenn diese Spracherfahrung mit ganzheitlichem Erleben verknüpft ist. Nur wenn das Kind das Gehörte auch mit Handlungen und Situationen unmittelbar verbinden kann, lernt es Sprache zu verstehen und schließlich auch zu sprechen. Die Sprache muss also in den Alltag des Kindes eingebettet sein und ständig in einem direkten Bezug zu seinen Erfahrungen stehen.

Immersionslernen

Erfolgreiche Erfahrungen sind in den vergangenen 30 Jahren in Finnland, Kanada und Australien mit dem sogenannten Immersionslernen gemacht worden. Mit Immersionslernen ist das Eintauchen in eine Fremdsprache gemeint. Dieser pädagogische Ansatz orientiert sich an den folgenden Grundsätzen:

  • Konsequenter Einsatz der Fremdsprache in allen Situationen des Alltages
  • Eine Bezugsperson spricht nur eine Sprache
  • Frühzeitiger Beginn
  • Hohe Intensität
  • Lange Dauer
  • Vielfältige sprachliche Erfahrung: Begleitung von Handlungen, Herstellen von Sachzusammenhängen, Ansprechen aller Sinne, Miteinbeziehen von emotionalen Elementen

Dieses Immersionslernen ist so erfolgreich, weil es dem natürlichen Spracherwerb nachempfunden ist.

Kinder erschließen sich Sprache selbst. Die Regeln der Sprache leitet sich das Kind selbstständig ab. In den ersten fünf Jahren eignet es sich die phonologischen, syntaktischen und grammatikalischen Grundregeln der Erstsprache unbewusst an und erschließt sich mit seinen kognitiven Fähigkeiten den Sinn der Worte. Entscheidend dabei ist, dass das Kind einen ständigen sprachlichen Austausch erlebt, nicht nur mit den Eltern, sondern auch mit anderen Bezugspersonen, vor allem aber mit Kindern. Eltern und andere Erwachsene dienen ihm als Vorbild, andere Kinder als Übungspartner*innen, idealerweise jeden Tag mehrere Stunden lang.

Nur mit einem individualisierten Unterricht kann die Schule der Vielfalt unter den Kindern gerecht werden und es lassen sich negative Lernerfahrungen vermeiden.

Spracherwerb durch Immersionslernen überfordert nicht, da der Spracherwerb nicht zum Thema gemacht wird und Grammatik und Vokabeln nicht im Vordergrund stehen. Es wird von den Lernbegleiter*innen nicht sprachlich korrigiert. Dadurch ist der Spracherwerb frei von Druck. Die Lernbegleiter*in unterstützt alles, was die Kinder sagen, durch Gesten und Zeigen. Kinder können mehrere Sprachen gleichzeitig lernen. Weniger als ein Drittel der Menschheit wächst nur mit einer Sprache auf.

Kinder lernen Sprache intuitiv, indem sie wie bei ihrer Muttersprache auch Dinge aus dem Zusammenhang erfassen (Verein für frühe Mehrsprachigkeit an Kindertageseinrichtungen und Schulen fmks e. V., 2009).

Zu jeder Zeit beabsichtigen wir, eine*n englische*n Muttersprachler*in im Team zu haben.