13. Januar 2023

Diversity ist Ziel und Lernprozess

Diversity – Was ist das?
 

Diversity bedeutet Vielfalt von Menschen und Lebensformen. Diversity zielt auf die Anerkennung und Wertschätzung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen etc. Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religionszugehörigkeit oder Weltanschauung, ihrem Lebensalter, ihrer physischen oder psychischen Fähigkeiten oder anderer Merkmale.

Diversity heißt Gemeinsamkeiten entdecken
 

Dabei geht es nicht nur um die Unterschiedlichkeiten von Menschen und ihren Lebensentwürfen, sondern immer auch um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten. Menschen können verschiedene ethnische Herkünfte oder Religionen und Weltanschauungen haben, aber im gleichen Alter, lesbisch und Mutter sein oder gleiche körperliche Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen haben.

 
Gesellschaftliche Machtverhältnisse und ihr Einfluss auf die Identität
 

Da die einzelnen Identitätsmerkmale ungleich bewertet werden (Männer und Frauen, Menschen mit und ohne Behinderung, jüngere und ältere Menschen, Heteronormativität), bestehen zwischen ihnen hierarchische Beziehungen. Das heißt Zugehörigkeiten sind in gesellschaftlichen Machtverhältnissen verortet. Diese Zugehörigkeiten beeinflussen so die Identität und den Einfluss eines Menschen in der Gesellschaft.

Diversity umzusetzen bedeutet daher auch, die gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse und die Positionen jeder*s Einzelnen darin zu reflektieren.

 
Wir leben in einer Welt, in der die Vielfalt von Lebensformen stetig zunimmt
 

Menschen unterschiedlicher ethnischer Hintergründe, Religionen und Weltanschauungen, mit und ohne Behinderung, Junge und Ältere, Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierungen, Frauen, Männer, inter- und transgeschlechtlich lebende Menschen leben und arbeiten in Deutschland. Diese Vielfalt macht die moderne Gesellschaft aus und bereichert sie.

 
Diversity zielt auf Gleichbehandlung aller Menschen
 

Eine Gleichbehandlung aller Menschen, wie sie in der deutschen Verfassung und seit 2006 auch im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verankert ist, ist noch längst nicht umgesetzt. Noch immer sind Menschen aufgrund von zugeschriebenen oder tatsächlichen Zugehörigkeiten im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Schule, bei Behörden etc. Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen ausgesetzt. Wiederholt erlebte Diskriminierung verhindert, dass Menschen ihre Potenziale voll entfalten und sich aktiv in die Gestaltung der Gesellschaft einbringen können. Sie wirkt so auch negativ auf die Gesellschaft als Ganzes.

 
Gesellschaftliche Barrieren müssen überwunden werden
 

Diversity stellt den positiven gesellschaftlichen Gegenentwurf zu Ausgrenzung und Diskriminierung dar. Für die Gesellschaft bedeutet die Umsetzung von Diversity die Chance auf die vollständigere Entfaltung jeder*s Einzelnen durch Überwindung gesellschaftlicher Barrieren und institutioneller Diskriminierung und damit die Umsetzung der Menschenrechte für jede*n Einzelne*n.

Sichtbarer Ausdruck für eine Diversity-Kultur sind die Aktivitäten der Institution (bzw. der Organisation oder des Unternehmens), um die Entwicklung jeder*s Einzelnen zu fördern und Gemeinsamkeiten zu stärken.

 
Diversity gestalten
 

Diversity gestalten heißt Schritt für Schritt Handlungsweisen und Strategien zu entwickeln, hin zu einer diversitygerechten Gesellschaft. Vorurteile und Ideologien, welche Diskriminierung in gesellschaftlichen Institutionen und Strukturen rechtfertigen, können erst dann überwunden werden, wenn wir die Initiative ergreifen, sie zu verändern.

Diversity is not about the others – it is about you.
 

Diversity steht für einen ganzheitlichen Prozess, der die Vielfalt und Unterschiedlichkeit aller an einer Gesellschaft beteiligten Menschen und ihrer Lebensformen als Chance und Potenzial für diese selbst und die Gesamtheit – eines Unternehmens, einer Institution, einer Organisation etc. – versteht. Diversity vollzieht einen Perspektivwechsel weg von der Defizitorientierung hin zur Ressourcenorientierung. Die Beiträge von Menschen mit ihren spezifischen biographischen Erfahrungen werden als soziale Potenziale gesehen und nicht als Nachteil.

Grundlage – und gleichzeitig Ziel – von Diversity ist die Wertschätzung jeglicher Differenz. Im Besonderen gehören dazu die Dimensionen Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Hautfarbe, physische und geistige Fähigkeiten, sexuelle Identität, Religion, Weltanschauung, Lebensalter und soziale Zugehörigkeit.

Der Diversity-Ansatz nimmt alle genannten Dimensionen in den Blick und ermöglicht es dadurch, Mehrfachzugehörigkeiten von Personen als Potenziale zu erkennen. Gleichzeitg sensibilisiert der Diversity-Ansatz für Diskriminierung im Zusammenhang mit Mehrfachzugehörigkeiten.

 
Kultur als ein dynamisches Orientierungssystem
 

(…) Kultur ist demnach kein fixiertes Ganzes, sondern ein sich durch verschiedene Einflüsse und Prozesse im Laufe der Zeit veränderndes Orientierungssystem für menschliches Handeln. Es umfasst den Gesamtkomplex von Vorstellungen, Denkformen, Empfindungsweisen, Werten und Bedeutungen.

 
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ (Artikel 1, AEMR)
 
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist Basis des Diversity-Ansatzes
 

(…) Die Erfahrungen mit dem Holocaust führten 1948 zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Artikel 2 betont: „Jede*r hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach (…) Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.“

 
Historische Prozesse von Ausgrenzung müssen bewusst gemacht werden
 

Schon damals sind also einige zentrale Unterscheidungskategorien explizit erwähnt worden. Das heißt, es reichte nicht allgemein zu erklären, dass „alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten“ geboren sind. Worauf hier explizit Bezug genommen wurde, ist die Tatsache, dass es eine Geschichte von kollektiven Zuschreibungen auf bestimmte Merkmale gibt, wodurch Menschen in Gruppen kategorisiert und wiederholt und anhaltend ausgegrenzt werden. Die hinter der Ausgrenzung stehende Logik der Ungleichheit basiert auf Annahmen über Unwürdigkeit. Daher finden wir uns in einem historischen Lernprozess über die Ausgrenzungskategorien, welche in den jeweils dominanten Gesellschaften durch die institutionellen und ideologischen Diskurse konstruiert werden.

 
Um Wertschätzung und Chancengleichheit zu ermöglichen,
müssen Voreingenommenheiten aller Art bewusst gemacht und abgebaut werden
 

Häufig sind Kategorisierungsprozesse mit gefestigten Bildern und Zuschreibungen gekoppelt, die Vorurteile bestätigen und als Rechtfertigung für Diskriminierung dienen. Vorurteile wirken als Kommunikationsbarrieren. Wiederholte Erfahrungen von Ungleichbehandlung hemmen die Entfaltung der*des Einzelnen und wirken so negativ auf die Gesamtheit.

Um Diskriminierung abzubauen, müssen Voreingenommenheiten und die Prozesse ihrer Entstehung bewusst gemacht werden.

 
Diversity verpflichtet zu gesellschaftspolitischem Engagement
 

Diversity ist ein gesellschaftspolitisches Ziel und gleichzeitig ein lebenslanger Lernprozess. Ethische Prinzipien, die Analyse von politischer Ausgrenzung und Unterdrückungsprozessen und die pädagogische Arbeit sind aufs Engste miteinander verbunden.

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Der Diversity-Ansatz von Eine Welt der Vielfalt verpflichtet zum Engagement
für den Abbau von Barrieren wie Stereotypen, Vorurteilen und Ideologien einerseits
und von institutioneller und individueller Diskriminierung andererseits.
Eine Welt der Vielfalt e. V. – www.ewdv-diversity.de/diversity